Ich freue mich sehr, dass ich dieses Jahr den Bericht zum Bundesjugendlehrgang schreiben darf und will die Chance nutzen, um meine persönlichen Erfahrungen mitzuteilen, um hoffentlich noch weitere Karateka zu diesem fantastischen Lehrgang zu locken.
Nach dem ich die letzten Jahre nur an wenigen Lehrgängen meines Vereins teilgenommen hatte, um mich auf den Abschluss meines Studiums zu konzentrieren, wollte ich dieses Jahr wieder mehr im Karate erleben. Vor allem aber war meine Neugier auf ungewöhnliche Lehrgänge geweckt worden, mit eher unbekannteren Sensei oder eben auch auf den Bundesjugendlehrgang. Da ich selbst nie als Jugendlicher daran teilgenommen hatte und mich dieser Gedanke einer einwöchentlichen Jugendfreizeit mit Karate faszinierte, entschied ich mich als Betreuer teilzunehmen. So meldete mich an und nahm 5 Tage Urlaub dafür. Was eigentlich ungeschickt war, denn wie ich später erfuhr hätte ich das über den Verband als Sonderurlaub nehmen können und diese fünf Urlaubstage dann für den Gasshuku nehmen können. Nun ja, nächstes Jahr bin ich klüger.
Wie auch die anderen Jahre zuvor fand der Bundesjugendlehrgang eine Woche vor dem Gasshuku statt, was dieses Jahr versprach eine heiße Woche zu werden, an dem kein Tag weniger als 30° Celsius hat. Gut für die Hitze gerüstet und mich leicht fragend, ob die Kinder und Jugendlichen überhaupt bei der Hitze trainieren wollen, fuhr ich schließlich nach Wetzlar. Dort angekommen war ich ziemlich erstaunt, dass es doch mehr Kinder waren, als ich dachte: 89 Kinder und Jugendliche plus knapp 10 Betreuer von Vereinen aus ganz Deutschland, von denen knapp 2/3 schon mindestens das zweite Mal am Bundesjugendlehrgang teilnahmen.
Nach der Begrüßung von Markus und Anika am Sonntag gab es dann für die Kinder und Jugendlichen nur noch das Abendbrot und ein bisschen Freizeit; wir Betreuer lernten uns in der Zeit ein wenig kennen. Später planten wir noch die Betreuung und das Abendprogramm für die Woche und ließen den ersten Abend mit ein paar lustigen Geschichten aus den Vorjahren ausklingen.
Dann ging es los: Nach einer doch, wegen der Hitze, etwas schlaflosen Nacht, klingelte morgens um 6 Uhr der Wecker. Aufstehen, Kinder wecken und raus zum Morgenlauf. Sehr erstaunt war ich, dass alle Kinder nahezu pünktlich um 7 Uhr zum Lauf bereitstanden. Noch erstaunter war ich dann über den Elan, der gezeigt wurde. 3 Runden um das Gelände (knapp 2,5 Kilometer) und jeder gab sein Bestes. Zum Schluss noch 3 mal 30-Meter-Sprints bergauf, anschließend dehnen und gemeinsames Frühstück.
Um 9 Uhr für die Unterstufe, beziehungsweise 10:30 Uhr für die Oberstufe, ging es dann weiter mit dem Kumite-Training bei Markus. Die Zeit für die Woche gut aufgeteilt begann Markus das erste Kumite-Training, in dem er den Grundstein legte. Er begann mit typischen Aufwärmübungen für das Kumite und begann dann zunächst im Kihon die Aufmerksamkeit, das Gleiten zur Distanzfindung und das Ausweichen zu trainieren. Im Laufe der Woche steigerte Markus das Niveau der Übungen dann immer mehr, um die drei Aspekte auch für den Freikampf verwendbar zu machen.
Nach dem Mittagessen ging es bei Anika mit Kata weiter. Sie nutzte die Woche, um mit der Oberstufe die Sochin und deren Bunkai zu üben. Auch sie nahm sich Zeit und teilte die Kata in mehrere Teile auf, legte aber immer den Schwerpunkt der Einheit auf das jeweilige Bunkai. Wie ich es von Anika gewohnt war, erinnerte sie stets daran keine Hemmungen zu haben, den Übungspartner oder später den Gegner richtig anzupacken. Auch hier war ich wieder über den Trainingsfleiß der Kinder und Jugendlichen erstaunt: Obwohl das Bunkai von Anika ein sehr Schweres war, was auch vielen Dan-Trägern Probleme bereitet hätte, schlugen sich alle hervorragend.
Nach einer Pause und dem Abendessen, kam es schließlich zu den täglich wechselnden Abendprogrammen, die von uns Betreuern angeboten wurden. Darunter befanden sich Völkerball, Tischtennisturniere, Fußballturniere, Ultimate Frisbee, Klettern, Hindernis-Parcour, Gesellschaftsspiele, Mal- und Bastelangebote, Luftballonmodellage, Kinofilme und noch einiges mehr. Es war ein riesiges Angebot und ich hatte ehrlich gesagt meine Zweifel, ob die Sportangebote gut angenommen werden, da es ja über 30° Grad warm war. Doch ich wurde eines Besseren belehrt: Das Volkerballspiel am ersten Abend war spektakulär. Fast 2 Stunden lang spielten über 40 Kinder und Jugendliche um den Sieg. Ich war richtig baff. Auch die anderen Angebote wurden vollständig ausgenutzt, sodass eigentlich jeder an einem Angebot teilnahm.
Um 21:30 Uhr war dann für die Kinder und Jugendlichen Zapfenstreich, während wir Betreuer uns noch gemütlich ein paar Schwänke aus der Vergangenheit erzählten und alle erstaunt waren, dass trotz der Hitze die Angebote so viel genutzt werden. So dass der gefühlt sehr lange Montag dann mit viel Gelächter und leicht erschöpft vom Training zu Ende ging.
Die nächsten Tage ging es dann sogar noch sportlicher weiter, obwohl das Wetter immer heißer und die Abende immer länger wurden, begannen einige Betreuer schon morgens um 6 Uhr mit Anika Kihon und Kata zu trainieren oder ein paar Runden zu laufen. Auch beim Morgenlauf fehlte niemand. Jeder bemühte sich, obwohl man ihm das Training der Vortage ansah, so gut es ging weiter zu laufen. Ich weiß nicht, ob Markus und Anika das bewusst gemacht haben, aber ich hatte auch den Eindruck die Beiden wollten die Stimmung richtig nutzen und zogen das Training an. Markus legte eine Schippe auf beim Kumite-Training auf, während Anika ein Bunkai abverlangte, bei dem ich niemals gedacht hätte, dass das Kyu-Grade hinkriegen würden, geschweige denn so gut, wie sie es schließlich vorführten. Obwohl man nun denken könnte, dass die Kinder und Jugendlichen abends keine Kraft mehr hätten, machte niemand schlapp und alle Abendprogramme, insbesondere die Sportprogramme blieben weiterhin bestens besucht.
Mittwochs und zum ersten Mal wegen der Hitze auch am Donnerstag gab es dann eine willkommene Abkühlung im Schwimmbad. Um jedoch nicht zu wenig Karate zu trainieren, wurde das morgendliche Laufen durch ein Karatetraining ersetzt, in dem uns Markus mit „Stern-Kata“ über die Wiese trainieren lies, was zu einigen sehr schönen Fotos führte. Nach der Morgeneinheit ging es dann zu Fuß zum Freibad, in dem die sich alle wieder vorbildlich verhielten. Wie wohl auch in den Vorjahren, wurden Karate-Techniken von den Sprungbrettern ausgeführt, aber leider gab es keine Bilder.
Ehe ich mich versah war dann auch schon Freitag: Wie jedes Jahr gab es das alljährliche Zirkeltraining zum Schluss, in dem noch einmal jeder Alles gab, was auch der bezeichnende Schlusspunkt für die Woche war. Anschließend frühstückten wir ein letztes Mal gemeinsam, räumten die Zimmer und verabschiedeten uns nach und nach voneinander für eine tolle Woche.
Eine Woche, die wirklich alles hatte, was ich mir für den Urlaub gewünscht hatte: So viel Karate-Training, dass man irgendwie nur noch über Karate nachdenkt und den Alltag vergisst. Eine fantastische Stimmung, in der alle lachen und Spaß haben konnten, aber auch alles beim Training aus sich rausholen wollten, trotz der Hitze. Es war eine Woche, die mir wieder gezeigt hat, wie froh ich sein darf im DJKB Karate trainieren zu können, der solch großartige Lehrgänge ermöglicht. Bedanken möchte ich mich auch an Markus und Anika, ohne die dieser Lehrgang nicht möglich gewesen wäre.
Ich hoffe meine Erfahrungen haben ein paar von euch neugierig werden lassen auf den nächsten Bundesjugendlehrgang. Auf jeden Fall freue ich mich schon auf nächstes Jahr.
Ivo Rollmann,
Karate Dojo Groß-Umstadt
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