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Kata Special 2015 in Groß-Umstadt

Aktualisiert: 30. Jan. 2019

Bericht: Alexandra Engel, Hinode Karate Dojo TV 1891 Stierstadt e.V.; Bilder: Willi Raitz, Karate Dojo Groß-Umstadt


Zu den Karate Highlights im Jahr zählt neben dem Gasshuku, das immer in der ersten Augustwoche stattfindet, auch das Kata Special. Der Verein Gasshuku e. V. richtet jährlich diese beiden Karate Lehrgänge aus. Ein Konzept, dass über alle Verbandsstrukturen hinweg von Jung und Alt begeistert angenommen wird und beide Veranstaltungen bzw. Lehrgänge absolut zu sportlichen Highlights im Karate Jahr werden lässt.  Dieses Jahr fand das Kata Special über das verlängerte Wochenende an Christi Himmelfahrt bereits zum zehnten Mal in Groß-Umstadt statt.

Von 8.00 Uhr bis 17.30 Uhr standen den jeweiligen Trainingsgruppen täglich zwei eineinhalbstündige Einheiten Katatraining zur Verfügung. Die stärkste Trainingsgruppe bildeten traditionsgemäß die Karatekas ab 2. DAN aufwärts. Ebenfalls sehr gut besucht waren nicht nur die Gruppen der 1. DAN Grade, der Braungurte und der Violettgurte, sondern auch der Unterstufenbereich vom 9.-8. Kyu sowie vom  7.-6. Kyu.

Der Schwerpunkt beim Kata Special liegt wohl auf der Hand: Die „Kata“. Denkbar ist zum einen, den Fokus auf das Erarbeiten und Festigen des Ablaufes der einzelnen Kata zu legen oder  zum anderen das dazugehörige Bunkai zu vermitteln oder aber sich mit dem exakten Erarbeiten besonderer Elemente der jeweiligen Kata zu beschäftigen.

In Groß-Umstadt stand allerdings, neben den oben genannten Aspekten, eindeutig die Arbeit an der Verbesserung der Karatequalität im Vordergrund. So lag der Schwerpunkt in allen Einheiten auf korrekten, sauberen Stellungen, richtiger Ausführung der Technik, Kime und Atmung, richtiger Verlagerung des Schwerpunkts und dem Übergang in die verschiedenen Stellungen.

Die verschiedenen Kata dienten als Basis und bildeten die Ausgangspunkte um zentrale Lernziele des Karate zu verdeutlichen und zu trainieren. Somit hatte  jeder Trainer sein besonderes „Steckenpferd“ und seinen besonderen Schwerpunkt, wobei alle das gleiche Ziel verfolgten: Die Karatetechnik zu verbessern.

Über 4 Tage trugen die Karatelehrer durch ihr gut durchdachtes Training zur vollen Motivation bei. Selbst in der letzten Einheit am Sonntagmorgen waren alle trotz anstrengenden, vorangegangenen Trainingstagen begeistert und voller Elan dabei.

Chefinstruktor DJKB Shihan Hideo Ochi

In der Gruppe ab 2. DAN begann das erste Training am Donnerstagmorgen mit unserem „Chef“ Shihan Hideo Ochi. Ochi Sensei startete das Training mit einem schweißtreibenden Kihon Programm. Hier war volle Konzentration und Koordination gefragt. Da einige Karatekas etwas verwirrt waren - und wohl eher Kata Gojushiho Sho erwartet hatten - zog er die Kihon Einheit deutlich an. Nach diesem Kihon Crash Kurs waren auf jeden Fall alle „warm“. Mit der Kata Gojushiho Sho begann das Kata Special direkt auf hohem Niveau. Shihan Ochi legte besonderen Wert auf den Wechsel von „weich und hart“, „langsam und schnell“, von "Spannung und Entspannung“. Wichtig waren ihm vor allem, die Übergänge zwischen langsamen und extrem schnellen Bewegungen und Wendungen, welches er durch seine unnachahmliche Zählweise immer wieder zum Ausdruck brachte. Die ständige Detailkorrektur einzelner „Ausführungsvarianten“ kam natürlich auch nicht zu kurz. Der Großmeister sorgte mit dieser Trainingseinheit für einen grandiosen Start des riesigen Karateevents.

DJKB Instruktor Sensei Toribio Osterkamp

Am ersten Trainingstag ging es gleich hochkarätig weiter mit einem Training bei Sensei Toribio Osterkamp und der Kata Sochin. Der Sensei ist ja dafür bekannt, dass er hohe Anforderungen an die korrekte Ausführung von Karatetechniken stellt. Abgewandelte Kata Sequenzen wurden geübt und trainiert, aus denen dann ein anspruchsvolles Bunkai erarbeitet und trainiert wurde. Was von vielen Mittrainierenden besonders gelobt und hervorgehoben wurde, war sein absolut perfekt strukturiertes Zeitmanagement. Es blieb neben dem einzelnen Training der verschiedenen Sequenzen im Kihon und Bunkai, noch genügend Zeit, die Kata zum einem im langsamen kraftvollen Modus zu trainieren, zum anderen aber auch schnell und stark. Somit konnte jeder einzelne Trainierende auch diejenigen Dinge versuchen umzusetzen, auf die Sensei Osterkamp besonderen Wert legte, wie z. B. tiefe, saubere Stellungen und korrekte Ausführung der Technik. Präzision, Exaktheit und Genauigkeit im Detail konnten so verinnerlicht werden. Durch diese gute Strukturierung ist es gelungen, dass viele nicht gleich wieder in ihr „altes Muster“ verfallen sind. Fazit vieler Trainierenden, die glücklich und erschöpft aus dem Training kamen: Ein absolut super perfektes sowie exzellentes Karatetraining. Schade, dass ich ausgerechnet diese Einheit nicht mittrainieren konnte.

DJKB Nationalcoach Sensei Thomas Schulze

Am Freitagmorgen starteten wir mit Nationalcoach Thomas Schulze in einen neuen „Karate Tag“. Sein Fokus lag auf Techniken mit viel Spannung aus dem Hara und tiefer Basis - dies muss nicht zwingend bedeuten, tiefer zu stehen, aber die Kraft solle aus der Körpermitte kommen, betonte Sensei Schulze immer wieder. All dies wurde gepaart mit Lockerheit im Oberkörper, wo doch die meisten heutzutage viel zu verkrampft sind. Die Trainingsansagen von Sensei Schulze kamen kurz und präzise, teilweise nur Stichworte, die den Weg wiesen und die Aufmerksamkeit auf den wesentlichen Aspekt lenkten. Entsprechend trainingsintensiv war diese Einheit mit Kata Nijushiho. In unserer Gruppe ab 2. DAN legte er besonderen Wert auf die zentrale Bedeutung des punktgenauen Krafteinsatzes, der über die Hüfte gesteuert wird. Beim Üben beschränkte Thomas Schulze sich nicht darauf, Beispielanwendungen nur anzureißen, sondern er ließ die ausgesuchten Übungsabläufe mit und ohne Kommando regelrecht eintrainieren. Fazit: Ein super Training mit einem motivierenden und fordernden Trainer, das leider viel zu schnell zu Ende ging.

DJKB Stützpunkttrainer Sensei Julian Chees

Bei Sensei Julian Chees stand Gojushiho Dai auf dem Programm. Julian ist immer ein Garant für exquisites Katatraining. Er strukturiert seine Einheiten stets durchdacht. Bereits in der Aufwärmphase finden vorbereitende Übungen ihren Platz. Er begeistert seine Schüler immer wieder durch präzise Technikdemonstrationen mit starkem Kime. Bei Sensei Chees lernt man am besten durch das optische Aufnehmen. “Du musst schauen, dann siehst Du schon“ - sind immer wieder seine Worte. Genauso wie  Shohin: -„The Beginners mind“ (der Name seines Dojos), der daran erinnert, dass man sich immer wieder in das Gefühl eines Anfängers zurück versetzen muss. Nur dann kommt man weiter. Vielleicht sind deshalb seine Anwendungsbeispiele so vielfältig und variabel und kniffelig. Aber was wäre ein Kata Training bei Sensei Julian Chees, wenn es nicht auch kniffelige Bunkaiübungen gäbe?! In Bezug auf Gojushiho Dai riet er zu Beginn die Wendungen aufzuteilen, und zunächst den hinteren Fuß zu drehen, um für mehr Stabilität zu sorgen. Stabilität, korrekte Ausführung der Technik und „Höhe bleibt“ sorgten unter anderem für ein brennendes „linkes Bein“ in diesem Training.  Fazit: Exzellentes Karatetraining

Leider wurde diese Einheit gut 5 Minuten vorzeitig abgebrochen, als die Trainierenden gerade eine weitere Bunkaiübung begonnen hatten, die so nicht vertieft werden konnte.

Unser DJKB Präsident Sepp Kröll nutzte das Ende der Einheit dazu, dem Ausrichter des Groß-Umstädter Lehrgangs für seinen Einsatz für das Karate zu danken und überreichte ihm offiziell eine Urkunde. Christian Gradl wurde geehrt für 40 Jahre Karate, 20 Jahre eigenes Dojo und zehntes Mal Ausrichten des Kata Special.

Eine absolut verdiente Würdigung. Meiner Meinung nach hätte diese aber besser im Rahmen einer Lehrgangsfeier vorgenommen werden können - so wären nicht nur die Trainierenden der Gruppe ab 2. DAN Zeuge der Ehrung geworden, sondern auch alle anderen Karatekas.

Sensei Akita

Die Trainingseinheit am Samstagmorgen startete Sensei Shinji Akita in der Gruppe ab 2. DAN mit der Kata Chinte. Akita Sensei suchte sich einige Passagen heraus, um gezielt einige von sehr vielen Feinheiten zu verbessern. Denn, wie der Sensei erklärte, das Kennen des Ablaufes einer Kata ist nicht alles. Die Schwierigkeit liegt darin, auf alle Feinheiten bei der Umsetzung gleichzeitig zu achten. Dies ist gerade auch im höheren DAN Bereich eine Herausforderung. Auch in dieser Einheit lag das Augenmerk vor allem auf der Ausführung der korrekten Karatetechnik. Die Techniken und Bewegungen sollten zwar stark und kraftvoll sein, aber so flexibel, dass die Schnelligkeit nicht darunter leidet. Von überflüssigen Bewegungen wie z. B. zu starkem  Ausholen sollten wir uns befreien. Besonders bleiben auch Sensei Akitas Worte im Gedächtnis, dass beim Karate an keine Technik, an keine Kata und an nichts Erlerntes ein Haken gesetzt werden kann und somit nichts ein Ende hat. Es wird immer wieder spezielle Feinheiten geben, an denen man für sich selbst arbeiten soll und die man verbessern kann. Ein hervorragendes Training mit Augenmerk auf vielen Feinheiten.

Sensei  Fujukiyo Omura

Der Karate Trainer und Japaner Fujukiyo Omura ist seit 1990 Karate-Instructor in Thailand. Er  begann mit dem Karate-Training im Alter von 17 Jahren auf der High-School, nachdem er zuvor Judo als Hauptsportart betrieben hatte. Mit 18 Jahren wechselte er nach dem Abitur zur Takushoku Universität nach Tokyo. Als Resümee lässt sich sagen, Omura-Sensei hat die gleiche Karate-Schule wie unser Shihan Ochi durchlaufen: die Takushoku-dai unter Meister Tsuyama und die harte Instructor Class der JKA unter Nakayama-Sensei. Das prägt für ein ganzes Leben und vor allem auch sein Training.

Besonders hat mich, wie auch schon vor 10 Jahren in Bangkok, das Training von Omura Sensei beeindruckt, der z. B. den Braungurten den komplexen Ablauf der Kata Gangaku innerhalb von nur einer halben Stunde beibrachte, nachdem er sie zuvor eine dreiviertel Stunde mit Grundübungen darauf vorbereitet hatte. (man sah zu Beginn dass diese Kata vielen noch nicht geläufig war). Hier konnte man sehr eindrücklich die Erfahrung eines großen Meister erleben, der genau weiß, was er wann und wie tut.

Im Training ab 2. DAN unterrichtete er die Kata Unsu. Er arbeitete eindrucksvoll mit viel Power an den Grundtechniken. Einen wichtigen Schlüsselpunkt war für den Großmeister die Stabilität über die Ferse. Das Besondere an seinem Training war ein toller Mix von langsamen und genauen Techniken auf der einen, zu schnellen und kraftvollen Bewegungen auf der anderen Seite. Ein absoluter Karate Hochgenuss.

Sensei Jean Pierre Fischer (französischer Karate Lehrer)

Die letzte Einheit des Kata Special leitete in unserer Gruppe ab 2. DAN der nun in Luxemburg lebende französische JKA Karate Lehrer Sensei Jean Pierre Fischer. Wenn er Karate unterrichtet, spürt man förmlich seine enorme Kompetenz. Klare Ansagen, bestechend saubere Demonstrationen und sehr hohe Anforderungen an die technische Ausführung und Umsetzung der Bewegungsabläufe machen seinen Unterricht aus. Immer wieder spricht der Sensei Details an und demonstriert diese. Die Kata Meikyo führte er sehr anschaulich bis ins kleinste Detail vor. Nach dem von Sensei Jean Pierre Fischer persönlich ausgeführten Aufwärmtraining begann er mit Kihonübungen. Der Schwerpunkt lag darin, möglichst stabil und tief zu stehen und nicht hoch zu kommen. Vor allem bei Schritt- oder Standwechseln sollte die Höhe bleiben und nicht verändert werden. Dies brachte natürlich schnell die Oberschenkel zum Brennen, hatte man ja auch schon ein paar Tage Kata Special in den Knochen. Anschließend gab es viele verschiedene Sequenzen der Kata auf der Stelle, also lediglich die Arm- und Beintechniken aus Shizentai heraus. Schließlich fügten wir Techniken und Stände zusammen und führten die Kata Stück für Stück aus. Der große Vorteil daran war, dass kleine Fehler ausgemerzt und durch das Trainieren der einzelnen Passagen neu „eigeschliffen wurden“. Ein toller Lehrgangsabschluss. Ein Karate Training auf absolut hohem Niveau.

Eine meiner Schülerinnen (ü50 Jahre) hat geschrieben:

„Wie jedes Jahr hat mich auch diesmal wieder beeindruckt, dass an einem Feiertag bzw. an einem Brückenwochenende, wo viele einfach nur ausschlafen und ausruhen wollen, sich ab dem frühen Morgen Hunderte von Menschen völlig verschiedenen Alters in einem Karateanzug in eine Sporthalle stellen, um diese Kampfkunst auszuüben. Bei den Braungurten und DAN Graden war die Halle so voll, dass man gerade noch Platz zum Agieren hatte. Frauen und Männer, Mädchen und Jungen - alle verbindet die Freude am Karate, auch wenn die persönlichen Beweggründe und körperlichen Voraussetzungen unterschiedlich sein mögen. Aber diese Unterschiedlichkeit darf und soll sein, und vor allem in den Partnerübungen ist der gegenseitige Respekt vor dem „Weg“ des anderen in der Regel auch spürbar. Diese generationenübergreifende Verbindung zu erfahren ist etwas sehr Schönes.“

Für uns „alte Hasen“ ist es schon völlig normal, dass man an Himmelfahrt irgendwo in Deutschland beim Kata Special ist, dass die Hallen mit hunderten von Karatekas gefüllt sind, dass die Karatekas des ausrichtenden Dojos beschäftigt und fleißig hin und her flitzen, um den Trainierenden Karatekas ein angenehmes Umfeld zu schaffen und auch völlig normal ist für uns DAN Träger, dass ein Karatetraining auf sehr hohem Niveau angeboten wird. Da erinnere ich mich wieder an das was Sensei Julian Chees immer sagt: Bewahre den Geist des Anfängers - dann behält Karate für immer seine Faszination.

In diesem Sinne gilt unser Besonderer Dank allen helfenden Händen des ausrichtenden Dojos von Groß-Umstadt und deren Gastfreundlichkeit, Christian Gradl, der das Kata Special zum zehnten Mal in Groß-Umstadt ermöglicht hat, den mittrainierenden Karatekas für ein tolles Miteinander und last but not least den Senseis, die uns ein exzellentes Karate Training an diesem Kata Special geboten haben.

Wir freuen uns aufs nächste Mal

OSS

Alexandra Engel  

Hinode Karate Dojo TV 1891 Stierstadt e.V.



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